Colloque No. 2 op. 11

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Ein Musikinstrument gleicht einer Persönlichkeit, deren Stimme zu provozieren, ja dramatische Leidenschaft sowie allerlei Farben und Stimmungen zu wecken vermag, um so auf alle Fragen des Lebens einzugehen und zu antworten. Daher war ich davon überzeugt, dass sich zwei der vielseitigsten Instrumente unseres westlichen Klangkosmos, wenn sie sich vereinen, miteinander in ein ‚Gespräch‘ treten könnten: leidenschafftsvoll, voller dramatischer Auseinandersetzungen, wie zwei Helden der mythischen Sage.
Gewiss, ihre Charaktere sind recht gegensätzlich und ihre Klangcharakteristik steht in einem Gegensatz; sie sind kaum geeignet, sich gegenseitig zu imitieren, weder in Qualtität noch Intensität. Aber es eben letztlich genau diese Verschiedenheit, auf Grund derer das Gespräch sich allererst gedeihlich zu entwickeln vermag. Die Charaktere vermählen sich keineswegs, sondern stehen sich vielmehr ergänzend gegenüber. Infolgedessen formt und bildet sich durch ihre je eigenen Schwingungen und die Freisetzung ihrer Energien eine Art Gedicht, entsteht und entwickelt sich regelrecht ein Roman.
Das zweite ‚Colloque‘ beginnt auf einem Seufzer des Klaviers und der Orgel, schamvoll im Unisono mit ruhiger Regelmässigkeit ausgestossen; als ob beide beschlossen hätten, einträchtig Hand in Hand einherzuschreiten. Doch bald schon stört ein Befehl des Klaviers den Frieden, der gefolgt wird von einem schwerfälligen Marsch auf der Orgel. Diese spielt hier erstmals eine musikalische Phrase, die das Motiv für zahlreiche rhetorische und dramatische Entwicklungen liefert, im Verlauf derer sich Orgel und Klavier nacheinander bedrohlich, verführerisch sowie zärtlich und wütend gebärden.
Auf den Höhepunkt des Monodramas lassen sich die gewaltigen Akkorde der Orgel vernehmen über dem wütenden und ungezügel deklamierenden Klavier, wobei sich die Brillanz beider Instrumente im Fortissimo potenziert.
Der Schluss besteht lediglich in jenem ängstlich-bangen Seufzer, im Verlauf dessen die beiden Protagonisten lyrische und empfindsame Gedanken nochmals an sich vorüberziehen lassen.

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